Elternratgeber: Erkältung (Husten, Schnupfen, Fieber, Mittelohrentzündung)

Erkältung ist der umgangssprachliche Begriff für einen einfachen grippalen Infekt der Atemwege.

Ganz überwiegend ist sie ausgelöst durch virale Erreger (Corona-, Adeno-, Rhino-, Coxsackie-, Enteroviren, etc.). Der Einfluss von Kälte oder der Wärmeverlust des menschlichen Körpers ist keinesfalls der alleinige Auslöser.

Die Viren dringen in die Schleimhäute ein und verursachen dort Symptome wie Schnupfen, Husten, Halsschmerzen und Fieber. Auch können die Erkältungsviren in das Ohr wandern und dort eine Mittelohrentzündung verursachen.

Die grippalen Infekte dürfen nicht mit der echten Virusgrippe (Erreger Influenza A/B) verwechselt werden. Das Erkrankungsrisiko hängt von der saisonaler Verbreitung ab, die man aktuell einsehen kann unter: http://influenza.rki.de/

Eine Behandlung, die die Viren beseitigt gibt es nicht. Antibiotika sind hierbei unwirksam! Man muss im Wesentlichen auf die Selbstheilungskräfte des Körpers vertrauen.



Husten

Husten ist ein natürlicher Reflex, der dazu dient Schadstoffe und Keime wie Viren und Bakterien aus den Atemwegen zu entfernen. Es ist also in der Regel nicht sinnvoll ihn zu unterdrücken. Husten ist das häufigste Symptom bei einfachen Atemwegsinfekten. Zu Beginn eines Infektes besteht zumeist ein trockener Reizhusten, der sich dann nach zwei bis drei Tagen in einen produktiven Husten mit Auswurf verändert. In der ganz überwiegenden Zahl der Fälle werden Erkältungskrankheiten mit Husten durch Viren ausgelöst. Es hilft also kein Antibiotikum.


Was kann ich trotzdem tun:

Ausreichend Flüssigkeit trinken lassen, damit sich der anfängliche Reizhusten in einen produktiven Husten wandelt. Bei sehr schmerzhaftem Husten kann man einen Schleimlöser (Ambroxol®, Bronchipret®, Prospan®, etc.) einsetzen. Hiermit wird lediglich ein Vorgang beschleunigt, den der Körper sowieso einleitet. Handelsübliche Hustensäfte haben aber keinen Effekt auf die Erkrankungsdauer und fördern auch nicht die Heilung. Ganz im Gegenteil, gibt man sie zu lange, kann der Husten sogar länger anhalten. Viele Nahrungsmittel wie Kamille, Salmiakpastillen, verschiedene Homöopathika oder vernebelnde Inhalation mit Kochsalzlösung können ebenfalls die Schleimbildung anregen und die Genesung unterstützen.

Wenn die Erkältung abklingt, entwickelt sich häufig wieder ein trockener Reizhusten. Besonders wenn es zu nächtlichen Schlafstörungen kommt, kann man in dieser Phase in Ausnahmefällen einen Hustenstiller (Paracodin®, Capval®, etc.) verwenden. Dies sind verschreibungspflichtige, zentral wirkende Mittel mit bekannten Nebenwirkungen. Auch pflanzliche „Hustenstiller“ haben eine Zulassung. Sie sind rezeptfrei erhältlich, wirken aber häufig nicht ausreichend.


Hausmittel:

In zahlreichen Studien hat sich die Gabe eines Teelöffels Honig vor dem Schlafengehen als überlegen gegenüber einigen Hustenstillern erwiesen. (Nur für Kinder über 1 Jahr). Ebenfalls bewährt hat sich Zwiebelhustensaft mit Honig. Die ätherischen Öle aus den Zwiebel gelten als virostatisch.
Inhalation von Minze, Eukalyptus, ggf. auch ätherische Öle mit Kiefernnadeln oder Fichtenextrakt auf die Kleidung getropft, kann das Wohlbefinden steigern und den Husten modifizieren.
Das wiederholte Trinken von kleinen Schlucken Wasser , wirkt zentral Husten dämpfend.
Hustentees können je nach Zusammensetzung Schleim lösen oder den Hustenreiz lindern.


Wann sollten Sie in jedem Fall zu uns kommen?

Fieberhafter Husten, der länger als zwei Tage anhält.
Plötzlich einsetzender Husten ohne Erkältung, besonders mit Atemnot.
Länger als vier Wochen anhaltender Husten ohne Pausen.

Schnupfen

Der akute Schnupfen ist ein Symptom einer Infektion der oberen Atemwege. Meistens wird er durch Rhino- oder Adenoviren verursacht, aber es sind ca. 200 weitere Typen bekannt.

Die Erreger werden durch Tröpfcheninfektion übertragen und nisten sich in den Zellen der Schleimhäute ein. Hierbei ist das Nasenepithel betroffen, kann sich aber auch auf die Schleimhäute der gesamten Atemwege und des Mittelohrs ausbreiten. Auch können die Erreger zuerst in andere Schleimhäute eindringen und zuerst z. B. Halsschmerzen verursachen und erst danach das Nasenepithel befallen.

Der einfache Schnupfen verläuft natürlicherweise in Phasen. Zunächst kribbelt es in der Nase, dann scheiden die Nasenschleimhäute wässrige Flüssigkeit aus (seröse Phase). Nach zwei bis drei Tagen dickt der Schnupfen ein und es wird grünlich-gelber Schleim abgegeben (muköse Phase). Dabei handelt es sich aber nicht um Eiter und muss definitiv nicht mit einem Antibiotikum behandelt werden. Bald schon hört die Nase auf zu laufen und das Sekret dickt soweit ein, dass die Nase vollständig verstopft ist. Der Körper hat die Eindringlinge besiegt, bald schwellen die Nasenschleimhäute ab und es kann wieder durchgeatmet werden.


Therapie:

Ein Mittel, das die Viren zerstört gibt es nicht! Antibiotika sind nur bei Komplikationen erforderlich. Ein ansonsten gesunder Körper bekommt die Infektion immer ohne Medikamente unter Kontrolle.

Gebräuchliche Schnupfenmittel mit Xylometazolin oder Tramazolin wirken nur symptomatisch und haben nur einen kurzzeitig befreienden Effekt. Sie haben eine lange Liste von Nebenwirkungen. Die Wirkstoffe sind stimulierend und anregend und führen bei kleinen Kindern häufig zu Schlafstörungen und Unruhe. Bekannt ist auch ihr Abhängigkeitspotential, bei dem die Nasenschleimhäute ohne diese Mittel nicht mehr abschwellen. Für Kinder ist es meist unangenehm die Mittel in die Nase verabreicht zu bekommen und bei Halsentzündungen brennt es manchmal sehr. Benutzen Sie diese Mittel sehr zurückhalten, z. B. wenn wirkstofflose, pflanzliche oder homöopathische Nasentropfen versagt haben, z. B. nur zur Nacht, z. B. bei Babys, die wegen Schnupfens nicht trinken.

Fieber

Fieber ist eine Erhöhung der Körperkerntemperatur über den Normwert. In der Kinderheilkunde wird es definiert als eine Temperatur über 38.5°C. Dabei sollten kleineKinder möglichst rektal gemessen werden, alle anderen Methoden sind ungenau.

Fieber kann verschiedene Ursachen haben. Am häufigsten ist es eine Reaktion des Körpers auf Eindringlinge wie Viren oder Bakterien.

Fieber ist eine von vielen Abwehrstrategien des Körpers. Die meisten Bakterien mögen keine höheren Temperaturen und überleben diese nicht. Darüber hinaus bildet der Körper verschiedene Abwehrzellen und Antikörper bei erhöhter Körpertemperatur und unterstützt damit die Heilung. Diese Erkenntnis zeigt, dass Fieber nicht schlecht ist und so lange toleriert werden kann, so lange das Kind darunter nicht leidet(Ausnahme: Kind hatte Fieberkrämpfe). Wichtig ist, die Ursache des Fiebers zu erkennen!


Was muss ich tun?

Hat Ihr Kind Fieber, achten Sie bitte zunächst darauf, ob es friert. Der Körper möchte dann, dass es ihm noch wärmer wird. Also wickeln Sie Ihr Kind in warme Decken ein und geben Sie warme Getränke.

Ist Ihr Kind überwärmt, hat ein warmes Gesicht und schwitzt, wirft es meist von selbst Decken und Kleidung von sich. Das ist gut so, die Wärme wird abgegeben!

Geht es Ihrem Kind schlecht, trinkt es nicht ausreichend, helfen fiebersenkende Maßnahmen nicht mehr oder machen Sie sich große Sorgen, dann stellen Sie es bitte in unserer Praxis vor. 


Fiebersenkende Maßnahmen:

Wenn es Ihrem Kind gut geht, senken Sie das Fieber nach Möglichkeit erst ab 39.5°C, (rektal gemessen).
Geben Sie die Medikamente Ibuprofen (Nurofen®, Dolormin®, etc.) oder Paracetamol (Benuron®, etc.).
Geben Sie Kindern niemals Präparate die Acetylsalicylsäure enthalten (z. B. ASS®, Aspirin®).
Wärme ableitende Maßnahmen können zusätzlich zu den Medikamenten hilfreich sein: Ziehen Sie Ihr Kind dünn an, damit Wärme abgegeben werden kann. Kühle Hals- oder Wadenwickel, oder den Kopf anfeuchten.
Sollten die oben stehenden Maßnahmen versagen, machen Sie bitte lauwarme Sitzbäder.
Das Ziel ist es nicht, die normale Körpertemperatur von 36.5°C zu erreichen, sondern dass das Fieber nicht weiter steigt und langsam zurück geht.

Mittelohrentzündung

Ohrenschmerzen sind einer der häufigsten Gründe einer Vorstellung beim Kinderarzt. Oft liegt eine Entzündung des Mittelohres vor.

Als Ursachen der Otitis media kommen in ganz überwiegender Zahl Virusinfekte der oberen Atemwege in Frage. Durch die Schleimhautschwellung kommt es zum Verschluss der Eustachischen Röhre, der Verbindung zwischen Rachen und Mittelohr. Hierdurch entsteht zumeist ein Unterdruck, der Ohrenschmerz verursacht. Durch die mangelnde Belüftung kommt es nun zu einer Vermehrung von Viren oder seltener Bakterien. Nach einigen Tagen entsteht zumeist eine Flüssigkeitsansammlung, ein Erguß, der das Trommelfell vorwölben und sogar platzen lassen kann.

Die Therapie der Mittelohrentzündung besteht im esentlichen in einer konsequenten Schmerztherapie mit Ibuprofen oder Paracetamol. Die einzige Maßnahme, die einigen Studien zufolge Viren abtöten kann, sind Zwiebelsäckchen. Der Einsatz von Nasentropfen zur Abschwellung der Eustachischen Röhre ist nicht ausreichend wissenschaftlich gesichert, wird aber meist praktiziert.

Ohrentropfen, Antihistaminika oder Kortison haben keinen wesentlichen Effekt auf die Heilung. Der Verschluss des Gehörganges mit Watte sollte in jedem Fall unterbleiben.

Die meisten Mittelohrentzündungen sind selbstlimitierend, das heißt, nach ca. 7 Tagen mit oder ohne Medikamente gebessert. Der Erguss bleibt meistens noch einige Zeit und kann noch Beschwerden verursachen.


Therapie:

Die Aufgabe des Kinderarztes besteht darin zu erkennen, ob es bei einer Mittelohrentzündung zu Komplikationen kommt, eine bakterielle Infektion vorliegen könnte und eine Antibiotikatherapie erforderlich ist. Hierbei hilft uns am meisten die Ohrspiegelung. Allerdings gibt es keinen sicheren Befund der uns sagt ob es eine bakterielle Infektion ist oder nicht. Bei gesunden Kleinkindern über zwei Jahren und Schulkindern kann man meist abwarten. Eine Wiedervorstellung ist erforderlich, wenn sich die Symptome nach 2 – 3 Tagen nicht gebessert haben.

Die Einstellung zur Antibiotika-Therapie hat sich in den letzten Jahren bei den Kinderärzten sehr geändert. Früher behandelte man gleich bei der geringsten Rötung. Heute muss der Befund sehr deutlich sein, weil man die Nebenwirkungen einer Therapie viel ernster nimmt, auch bakterielle Infektionen selbstlimitierend sind und man auch nicht immer mit einem Antibiotikum zum Erfolg kommt. Man muss also begründen können, warum man antibiotisch behandelt.

Folgende Indikationen zur Antibiotika-Therapie sind allgemein akzeptiert:

Schwere Otitis mit Fieber (rekt) über 39.5°C in den letzten 24 Stunden, starke Schmerzen und deutlich reduziertes Allgemeinbefinden.
Akute Otitis media mit Trommelfelldefekt.
Kinder im Alter von 0 – 5 Monate
Kinder im Alter von 6 – 23 Monaten mit sicherer Diagnose und beidseitiger Entzündung
Kinder mit Risikofaktoren wie Immunschwäche, schwerer Grunderkrankung, eingelegtem Paukenröhrchen, wiederholter Mittelohrentzündung


Was kann ich trotzdem tun?

Körperliche Ruhe! Kleine Kinder schonen sich häufig selbst, indem sie weniger spielen und anhänglicher werden. Sie benötigen vor allem Wärme und Zuwendung.
Ausreichend Flüssigkeit trinken lassen.
Symptomatische Maßnahmen: Sehen Sie bitte unsere Merkblätter zu den einzelnen Symptomen wie Husten, Schnupfen, Fieber etc. an.
Vorbeugen: Ansteckung verhindern (Menschenansammlungen meiden; regelmäßiges Händewaschen oder Desinfizieren etc.)
Naturheilkunde Säuglinge: Ätherische Öle mit Kiefernnadeln oder Fichtenextrakt auf die Kleidung tropfen (Achtung: Nebenwirkungen!).
Naturheilkunde Kleinkinder (1. Jahr bis 6. Jahr): warmen Kamillen, Fenchel- oder Salbeitee in kleinen Mengen trinken lassen, evtl. mit Fenchelhonig gesüßt. Nicht bei Fieber über 40°C.
Naturheilkunde Schulkinder (ab 6. Jahr): Bei Kältegefühl empfehlen sich ansteigende Bäder (Beginn 33° C bis max. 39° C, Dauer: 10-15 Minuten) mit Kamillentee und anschließender Bettwärme.
Ein mangelnder Appetit sollte respektiert werden. Leichte Speisen wie frisches Obst werden meist akzeptiert. Eine künstliche Vitaminzufuhr wird seit Jahren kontrovers diskutiert. Ein Nutzen erscheint derzeit unwahrscheinlich.
Phytotherapie: Pflanzliche Immunstimulantien wie z. B. Echinacea sind in einer akuten Erkältungsphase wirkungslos. Eine prophylaktische Therapie ist bei Kindern in Verruf gekommen Autoimmunerkrankungen auszulösen.

Nach einiger Erkrankungszeit ist eine Zweitinfektion mit anderen Erregern wie Bakterien möglich. Sie sollten deshalb immer zu uns kommen, wenn eine Erkältung nach einer Woche noch nicht am Abklingen ist oder Fieber länger als drei Tage anhält.


Im Notfall:

  • Kinderklinik Neustadt: 05032 - 880
  • Giftnotruf: 0551 - 19240
  • Ärztlicher Notdienst: 116117
  • Rettungsdienst: 112